Künstlerisch-pädagogisches Wirken und kompositorisches Lebenswerk von Ruth Zechlin (*1926 in Großhartmannsdorf; † 2007 in München) beschreiben eine Künstlerbiographie, die sowohl im geteilten wie im wieder vereinigten Deutschland das Musikschaffen der Zeit prägte, breite gesellschaftliche Anerkennung erlangte und von bis heute bedeutsamer Nachwirkung ist.

Zechlin studierte in Leipzig zwischen 1943 und 1949 bei Johann Nepomuk David, Karl Straube und Günther Ramin, wurde mit 24 Jahren an der Berliner Musikhochschule „Hanns Eisler“ Dozentin, später Professorin für Komposition, leitete eine Meisterklasse für Komposition an der Akademie der Künste, deren Vizepräsidentin sie lange Zeit war. Zu ihren Kompositionsschülern gehören u.a. Gerd Domhardt, Hans Jürgen Wenzel, Manfred Weiss, Bernd Wefelmeyer, Jörg Herchet, Georg Katzer, Thomas Buchholz, Paul-Heinz Dittrich.
Als Virtuosin am Cembalo und an der Orgel ebenso wie als Dirigentin eigener Orchesterwerke prägte sie die zeitgenössische Aufführungspraxis für alte und neue Musik mit. Zahlreiche Beiträge zur Musikentwicklung ihrer Zeit wie zu eigenen Kompositionstechniken und Verständnisweisen von Neuer Musik steuerte sie in Publikationen bei. Eine Vielzahl an Auszeichnungen dokumentiert Breite, künstlerische Meisterschaft und Innovationsgeist ihres Schaffens.
Mit einem Werkverzeichnis von über 300 Titeln verschiedenster Gattungen, darunter drei Sinfonien, drei Opern, Ballettmusik, zahlreiche Solokonzerte, Kammermusiken und Vokalwerke, gehört das Schaffen Ruth Zechlins zu den bedeutendsten in der deutschen Nachkriegsgeschichte, nicht nur unter den Komponistinnen. Die Werke und die musiktheoretischen Reflexionen der „außergewöhnlichen Ästhetin“ (Siegfried Matthus) galten den Zeitgenossen als richtungsweisend für die Auffassung einer Musik des Hier und Jetzt: „kraftvoll, charakterstark, formal immer bestechend, kompromisslos prinzipientreu“. (H. Schmidt). Ein großer Bestand an Tonzeugnissen ist in Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen dokumentiert; der überwiegende Teil ihrer Kompositionen erschien zeitlebens und posthum in renommierten Verlagen.
Anlässlich der 100. Wiederkehr ihres Geburtstags am 22. Juni 2026 wird der Musikkulturverein repräsentative Teile des über 50-jährigen kompositorischen Schaffens von Ruth Zechlin in zwei Konzertabenden – in Halle und in Dresden – in Erinnerung bringen und würdigen. Das in Abstimmung mit dem Komponisten Alfred Thomas Müller und der Tochter Ruth Zechlins erarbeitete Programm bietet eine Auswahl des Gesamtwerks und seiner Entwicklungsphasen in kammermusikalischem Format. Moderation und Programmheft sollen Werkeinführung und nachhaltige Würdigung miteinander verbinden; die vorgesehene Konzertaufzeichnung soll im Sinn der Nachhaltigkeit zur Wiederbelebung des öffentlichen Interesses an diesem Oeuvre mit nationaler Bedeutung beitragen.
Die Aufführung ist für den Geburtstag der Komponistin Ruth Zechlin am 22.6.26 vorgesehen, in Kooperation mit dem Händelhaus Halle. Die SLUB Dresden wird das Hallische Programm in der Jubiläumswoche 22.-28.6. für eine Aufführung in Dresden adaptieren (25.6.26). Zur überregionalen Erweiterung des Wirkungsradius im mitteldeutschen Dreieck Dresden – Halle – Weimar ist außerdem die strukturelle Einbindung des wissenschaftlichen Ruth Zechlin-Symposiums von Prof. Nina Noeske (26.-28.06.26 in Weimar) vorgesehen.
Ruth Zechlin-Jubiläum 2026:
Alle Termine im Jubiläumsjahr 2026 sind auf dem Internetportal Ruth Zechlin zu finden. Das frisch überarbeitete Portal bietet neben einem vollständigen Werkverzeichnis Einschlägiges zur Biographie der Komponistin, zum Kompositionsstil und den Publikationen von und über Ruth Zechlin.
